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"Der bekommt nichts mit. Der liegt im Koma!"

Schnell geht dieser Satz über die Lippen. Wir haben jedoch beobachtet, wie viel ein Mensch im Koma mitbekommt: Neben aller medizinischen und pflegerischen Versorgung kommen Menschen aus seinem persönlichen Umfeld zu ihm. Sie sprechen mit ihm, schweigen bei ihm, berühren ihn und drücken auf vielfältige Weise Gefühle und Anteilnahme aus. Er bekommt also eine Menge mit auf seinem Weg. Aber reagiert er darauf oder zeigt er etwas von sich? Will er vielleicht, dass auch die, die ihn besuchen, etwas von ihm mitbekommen? - Auf diesen Seiten laden wir Sie zum Entdecken ein.

Lebensraum Intensivstation

Auf einer Intensivstation ist die technische Fähigkeit zur Steuerung der Vitalfunktionen eines Menschen hoch. Es wird alles getan, um ihn in einer Schwellensituation am Leben zu halten. Oft ist der zu rettende Mensch in einem Bewusstseinszustand, der unterschiedlich beschrieben werden kann: sein Bewusstseinszustand ist vom Wachbewusstsein unterschieden, er ist bewusstlos, er ist in die Bewusstlosigkeit gefallen, ist sediert worden, wurde ins Koma gelegt oder ist ins Koma gefallen. Dabei beschreibt der Satz „Er bekommt nichts mehr mit“ eine Vereinfachung: es ist gut, dass der Patient bezüglich Angst, Schmerz und Widerstand nichts mitbekommt (weil man diese Zustände und Gefühle medikamentös „ausschalten“ kann).


Koma

Mit Benommenheit, Somnolenz, Sopor und schließlich Koma, beschreibt die Medizin quantitative Bewußstseinsstörungen zunehmender Schwere. Der nächste Schweregrad wäre der Hirntod. Der Patient im Koma ist nicht erweckbar und reagiert nicht (messbar) auf starke Außenreize (wie z.B. Schmerz). Je nach Ursache, kann es sich beim Koma um einen reversiblen Zustand handeln.


Tiefenwahrnehmung & Kommunikation

Tiefenwahrnehmung ist zunächst ein Begriff aus der Wahrnehmungspsychologie. Damit wird die ästhetische, akustische und visuelle Erfahrung und Konstruktion von Raum beschrieben. Für diese räumliche Tiefenerfahrung ist die Wahrnehmung der Entfernung des Betrachters grundlegend. – Wir verwenden den Begriff ähnlich und arbeiten mit der ästhetischen, visuellen, dann aber auch sensitiven und intuitiven Wahrnehmung eines Menschen im Koma, der sich zunächst eher objekthaft zeigt. In einem weiteren Sinn sind wir abseits einer oberflächlichen Zuschreibung (z.B.: „er bekommt nichts mit“) in tieferer Wahrnehmung aufmerksam für den Komapatienten und einer möglichen Spur einer Kommunikation. Dabei bleiben wir aufmerksam für den Prozess und das Geschehen, um auch das Eigene vom Fremden unterscheiden zu können. Nicht die Zuschreibung, wie dieser Mensch sein könnte, sondern die Wahrnehmung, was er zeigt als Teilhabe oder Mitteilung bestimmt die Begegnung. Dafür haben wir Sequenzen entwickelt, die in einem kompakten Leitfaden zusammengefasst sind. Diese helfen bei der Strukturierung der Wahrnehmung, beim Erfassen von Angeboten und Resonanzen, aber auch bei der kritischen Reflexion zur Unterscheidung zwischen Erfahrung und Projektion.