Einblicke und Erfahrungen

Handlungsempfehlungen am Krankenbett

Gerade Angehörige, die das erste Mal an das Bett eines Angehörigen kommen, sind oft verunsichert, wie sie mit dieser Situation am Besten umgehen. Oftmals wenden sie die nachfolgenden Empfehlungen jedoch auch schon intuitiv an. Aber auch Mitarbeitern, die nicht ständig mit komatösen Patienten zu tun haben, mögen die nachfolgenden Tips hilfreich sein.

Allgemein

  • Achten Sie auf Reaktionen beim Patienten oder (innere) Eindrücke bei Ihnen.
  • Was könnte von einer Begegnung in die nächste mitgenommen und ausgesprochen werden?
  • Seien Sie aufmerksam für einen „roten Faden“ von Begegnung zu Begegnung.


Angehörige

  • Seien Sie da für Ihren Angehörigen!
  • Führen Sie bei dem Patienten die gewohnten Gespräche!
  • Spielen Sie dem Patienten seine gewohnte Musik vor. (Aber beachten Sie dabei bitte, dass die meisten Menschen ein Lied in Dauerschleife nervig finden, so evtl. auch Komapatienten!)
  • Beobachten Sie Ihren Patienten - zeigt er minimale Reaktionen auf Handlungen oder Äußerungen von Ihnen? Ist das wiederholbar?
  • Versuchen Sie sich in den Patienten hineinzuversetzen - versuchen Sie z.B. seinem Atemrhythmus zu folgen. Wie fühlt sich das an?
  • Wenn Sie selber unsicher sind oder Angst haben: Suchen Sie das Gespräch mit dem medizinischen oder pflegerischen Personal oder mit Mitarbeitern der Seelsorge!

Klinikpersonal

  • Wenden Sie - wann immer möglich - fokussierende Methoden an, wie z.B. Meditation, um Raum zu schaffen für die Begegnung mit einer stillen Person.
  • Nehmen Sie den/die Patienten/Patientin als Subjekt wahr!
  • Führen Sie im Zimmer nur solche Gespräche, bei denen es Ihnen nicht peinlich wäre, wenn der Patient sie hören könnte!
  • Achten Sie auf Reaktionen Ihrer Handlungen und Äußerungen!
  • Achten Sie auf die Angehörigen! Brauchen diese mehr Informationen in dieser Situation?



Erfahrungen von Patienten im Koma

Hier teilen ehemalige Patienten ihre Erfahrungen, die sie im Koma und danach gemacht haben.
Wir danken allen, die bereit sind, diese Erfahrungen mit Anderen zu teilen.
Wenn Sie Ihre Erfahrungen erzählen wollen, dann freuen wir uns, wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen:
kommunikation@koma-tiefenwahrnehmung.de




Erfahrungen aus der Tiefenwahrnehmung

Nachfolgend finden sich einige Auszüge von Eindrücken aus der Tiefenwahrnehmung.
Diese wurden im Rahmen der strukturierten Wahrnehmung des Leitfadens (IIb bzw IIc) gewonnen.

„Die zugekniffenen Augen wirkten wie bei einem Kind, das sich die Hände vor das Gesicht hält und sagt: Ich bin unsichtbar.
„Als ich das Lied sang, merkte ich, dass die Patientin anders atmete. Ich sang das Lied noch einmal vor - wieder zeigte sich die Veränderung.“
„Als ich dem Patienten am Fußende des Bettes gegenüberstehe, verändert sich meine Befindlichkeit. Mir wird unwohl; mein Puls steigt an. Ich will ihn nicht berühren. Ich notiere mir einen Satz zu meinem Empfinden: Ich fühle mich auf wackeligem Boden.“
„Ich spürte einen sicheren Stand, als wäre ich bei diesem Mann zu Hause und er würde mir sagen: Willkommen!"


„Sein Körperausdruck erweckt den Eindruck einer gespannten Feder, die etwas in Gang setzen kann, was noch nicht begonnen hat.“
„Der Gesichtsausdruck ist verkniffen, aber nicht verbittert. Eine Verschlossenheit. Ich habe eine Kalimba dabei und spiele ein paar Tonfolgen. Der Gesichtsausdruck wird weicher.“



Weiterführende Literatur

Das Buch zur Tiefenwahrnehmung

Bild

Anton Baier

Kommunikation mit Komapatienten

Grundlagen und praktische Anwendung der strukturierten Tiefenwahrnehmung


86 Seiten, kartoniert

ISBN 978-3-17-044758-5

Hier bestellen [beim Kohlhammer-Shop]

Bücher

Sachbücher und Erfahrungsberichte

Funke, D. (2011): Ich – eine Illusion. Bewusstseinskonzepte in Psychoanalyse, Mystik und Neurowissenschaften. Gießen: Psychosozial.

Guschlbauer, B. (2018) Von Augenblicken und Ewigkeiten. Reisebericht einer Langzeitintensivpatientin. Frankfurt: Mabuse.

Kagge, E. (2022): Stille. Ein Wegweiser, Berlin: Insel.

Kammerer, T. (2006): Traumland Intensivstation. Veränderte Bewusstseinszustände und Koma. Norderstedt: BoD.

Keleman, S. (1994): Forme dein Selbst. Wie wir Erfahrungen verkörpern und umgestalten. München: Kösel.

Lommel, P. (2011): Endloses Bewusstsein. Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung. Ostfildern: Patmos.

Maio, G. (2015): Den kranken Menschen verstehen. Freiburg: Herder.

Mindell, A. (2013): Schlüssel zum Erwachen. Menschen im Koma erreichen und ihnen beistehen. Ostfildern: Patmos.

Owen, A. (2017): Zwischenwelten. Ein Neurowissenschaftler erforscht die Grauzone zwischen Leben und Tod. München: droemer.

Renz, M. (2010): Der Mensch als Wesen der Sehnsucht. Connected or Disconnected. Paderborn: Junfermann.

Rosa, H. (2019): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp.


Englisch:

Bellg, L. (2016): Near Death in the ICU. Stories from patients near death and why we should listen to them. Appleton: Sloan Press.

Mindell, A. (2019): Coma: A Healing Journey. A Guide for Family, Friends, and Helpers. Columbus: Gatekeeper Press.

Pearce, A., Pearce, B. (2024): Coma and Near-Death Experience: The Beautiful, Disturbing, and Dangerous World of the Unconscious. Rochester: Park Street Press.

Externe Links

Weitere Informationen, insbesondere für Betroffene und deren Angehörige (ausgewählte Beispiele)
  • "Informationen für Angehörige von Menschen im Koma oder Wachkoma" (Webseite der Hannelore-Kohl-Stiftung) [externer Link]
  • "Koma" (Webseite der Deutschen Hirnstiftung) [externer Link]
  • "Informationsbroschüre für Angehörige" (traumland-its.de) [externer Link]

  • Podcasts
  • Relative Realitäten im künstlichen Koma
    https://kellner-wie-der-ober.podigee.io/7-new-episode [externer Link]
  • Podcast zum Buch 'Coma and Near-Death Experience' (englisch)
    https://www.comapodcast.com [externer Link]